Warum fremdeln Babys?
Die derzeitige Situation mit wenigen Fremdkontakten kann dazu führen, dass sich das Fremdeln verschiebt und das besonders im Hinblick auf die Fremdbetreuung es mehr Geduld und Verständnis von allen Seiten braucht.
Die Babys sind nun doch über eine sehr lange Zeit ohne Kind-Kind-Kontakte und auch die Kontakte zu Großeltern / Verwandten und anderen Erwachsenen fehlen. Sie werden nicht mehr für einige Stunden fremdbetreut z.B. von den Großeltern, sondern sind konstant zu Hause, mit Mama oder Papa, teilweise auch mit Beiden und vielleicht auch noch mit Geschwistern. Das begünstigt eine Fixierung auf die Kernfamilie.
Fremdeln ist eine ganz normale Phase in der Entwicklung von Kindern und äußert sich darin, dass sich das Baby beim Anblick einer fremden Person (können auch die Großeltern sein) versteift, anklammert und schreit. Manchmal starren sie auch nur furchtsam, wenden den Blick ab oder werden weinerlich, schließen wir diese Signale mit ein, fremdeln alle Kinder irgendwann einmal. Unabhängig davon wieviel Fremdkontakte sie gewöhnt sind. Sie unterscheiden, wer gehört direkt zu mir und wer nicht. Das Kind ist mit diesen Menschen nicht vertraut und kann nicht ausreichend sicher auf die Bindung vertrauen. Das bedeutet nicht, das es sie nicht mag.
Was ist zu tun?
Die Botschaft des Babys ist eindeutig, gib mir Zeit, lass mich den fremden Menschen erstmal anschauen. Lass mich vorsichtig aus der sicheren Bindung in Kontakt treten. Schütze mich vor Übergriffen. Bitte beherzigt dies!
Fremdeln hat auch etwas mit Trennungsangst zutun und sorgt dafür, dass Babys, die im Alter von ca. 8 Monaten häufig beginnen sich fortzubewegen und die Natur damit dafür sorgt, dass sie in der Nähe ihrer Bezugspersonen bleiben. Auch wenn ihr mit den Babys alleine seid, werdet ihr merken, dass das Krabbeln eine Veränderung macht und die Babys immer wieder die Sicherheit brauchen, das ihr sie im Blick habt und sie nicht verloren gehen. Man nennt das auch die lange Leine nehmen.
Wir halten Kontakt aber jetzt über die Stimme, größere Entfernungen und die Sicherheit, meine Bezugspersonen geben mir Bescheid, wenn sie sich entfernen und aus dem Raum gehen und geben auch Bescheid, wenn sie wieder da sind. Das gibt dem Kind Sicherheit, es kann sich verlassen und kleine Trennungssituationen immer besser bewältigen.
Versteckspiele sind hier eine gute Anregung.
Gerade jetzt ist das sehr wichtig!
Wie intensiv und lange Kinder fremdeln hängt von seinem Charakter und dem Verhalten seiner Bezugspersonen ab, Kinder von sehr kontaktfreudigen Eltern oder Kinder in Großfamilien fremdeln in der Regeln weniger.
Martina Jaser-Gross
Mannheim, 30.04.2020